Beatpoeten – #Geheul

Beat Cover

Was das denn? Auch das dritte Album der hannoverschen Beatpoeten dürfte für heitere Genre-Rätselei in feuilletonistisch vorgeprägten Haushalten sorgen. Irgendwo zwischen grobkellig ausgeschenktem Elektropunk, krachklugem Kabaretthumor und vermummter Spoken-Word-Einlage werkelt das Duo an einer eigenen Legende zwischen den, nun ja, Stühlen. Der tätowierte Volontär würde dichten: Sie ziehen konsequent ihr Ding durch. Ha! 2012 erschien „Man müsste Klavier spielen können“ und selbst Stinkepunx mit eher stalinistisch geprägtem Musikgeschmack kamen ins Hüftschunkeln. „Das ist der Spirit, der mal Punk hieß“, schrieb OX. „Besser als Egotronic“, urteilte TRUST. „Kamerun’sche Schnappatmung“, schimpfte INTRO. Und PLASTIC BOMB verkündete: „Ficken, Saufen, Oi!“ Es folgten Festivalauftritte von Fusion über Open Flair bis lustigen Zusammenkünften namens Meet The Needles und hunderte Konzerte von Künstlerkatakombe bis Punkerkeller in Deutschland, Tschechien und Schweiz. An ihrer Seite: Kapellen namens Kaput Krauts, Todeskommando Atomsturm, Kackschlacht und Käptn Blauschimmel. Andere Bands gehen auf Tour, die Beatpoeten betreiben offensiv Konzertplakatlyrik. Dazu entwickelten sie das erfolgreiche Lesungsprogramm „Popper lesen Punk“ samt edel vorgetragener Deutschpunktexte, das Achtsamkeitsseminar namens „Opfer lesen Battlerap“ und zu guter Letzt das „HatePoetry“-Happening zu Pegida-Kommentaren, „Nicht reden, hanteln“.

Arschbomben jenseits der Diskurse

Jetzt endlich wieder neue Musik, zwölf Tracks voll knackigem Elektro-Punk mit Humor und Haltung und deutschen Texten, die mal politisch, mal persönlich ausfallen. Schlaue Statements gegen den Zeitgeist, die von Egge gelesen, gerappt und deklamiert werden. Es geht um Arschbomben jenseits der Diskurse, Romantik im Gefahrengebiet, Verfallsdaten für Jugendkulturen, Antifaschismus zwischen Garagentreffs und Punk als Lebensretter. Carlos verbindet Synthiemelodien mit peitschenden Beats, ballernde Bässe mit entschlossenen Brüchen. Und irgendwo grüßen still Rotzkotz und Schleimkeim.

revolverheld, heckler & koch / helene fischer & celler loch

Die Platte „#Geheul“ ist ausgefeilter, filigraner und vielleicht ein Stück weit verspielter als seine Vorgänger. Lieferten die Beatpoeten einst strikten Hörspielklingklang und später tanzbare Demoslogans, bieten sie nun ein ganzes Album voller Zugangsmöglichkeiten. Reflexionsstunde als Szenesport, DIY-Feierei als kritische Gesundheitsvorsorge und ein paar Gedanken zu Kunst und Stille als Meilenstein in der Endlosrille. Ein Soundtrack tauglich von Aftershowparty über Punkeryoga bis Nietenfestival. Die Beatpoeten sind Kunst ohne abgehobenen Quatsch, bedienen sich einerseits im Elektro-Bereich, lassen aber gleichzeitig gerne ihre Deutschpunk-Wurzeln durchscheinen.

Cover 2

bastis blitzkrieg hat ja jetzt auch lactoseintolleranz

Irgendwo zwischen Kellerrave und Kabarett, zwischen politischem Aktivismus und Tourabriss: Seit zehn Jahren zuckeln die beiden mit ihrem Programm durch die Lande und werden nicht müde, an eine schillernde Welt zu glauben. Unterwegs ist das neue Zuhause und der AZ-Keller immer noch der angenehmste Platz. Ein wenig Glitzer fürs Gemüt. Hach.

Das Album erscheint ausschließlich auf Vinyl, LP kommt mit 350g Cover, Textinlay und Downloadcode.

Ende April/Mai ist es soweit. Die Band kann man unter beatpoeten@googlemail.de kaufen, türlich.