31. März 2011 – Boah, ist das voll hier!

Der Mitteleuropäer mag keine Menschen. Er hasst es, Fremden zu nahe zu kommen und kann es nicht leiden, wenn er irgendwie das Gefühl bekommt, zu viele Menschen um sich herum zu haben.
Das ist keine hochtrabende soziologische Beobachtung, sondern das Gefühl, das ich bekomme, wenn ich in meinem Bekanntenkreis Gespräche über Freizeit- und Abendgestaltung mitbekomme. Im Schwimmbad kommt man nie dazu, gerade Bahnen zu schwimmen. Beim Klettern muss man warten, bis man wieder an die Wand kann. Und beim Fußball steht immer irgendwo ein Bein, das den Ball nach einem tollen Lauf stoppt.
In all den Jahrzehnten, in denen wir mit eigenem Kinderzimmer, eigenem Spielzeug, eigenem Computer, eigenem Soundtrack auf dem Ohr aufgewachsen sind, haben wir anscheindend vergessen, mit anderen Menschnen zusammen zu leben.
Wir meckern, wenn Klubs zu voll sind, verlassen sie aber sofort wieder, wenn nichts los ist. Wir gehen auf Demos, um mit anderen gegen Atomkraft oder gegen Nazis zu demonstrieren, meckern aber, dass es zu voll ist und lästern über andere. Wir ziehen in Städte, weil sie lebendig und voller toller Menschen sind, beschweren uns aber, dass alles so oberflächlich ist und die anderen nur Poser sind.
Natürlich braucht jeder mal Ruhe, und natürlich freut sich niemand morgens in der vollen U-Bahn seinem Mitfahrer zu nahe zu kommen. Aber ist es wirklich so schlimm, jemanden nett zu fragen, wenn man mal durch will, etwas gereicht bekommen möchte oder einfach nur Hilfe braucht?